Ein Wirtschaftsprüfer ist ein vereidigter Fachmann, der als unabhängiger Experte die wirtschaftliche und finanzielle Situation von Unternehmen beurteilt. Seine wichtigste Aufgabe besteht darin, Jahresabschlüsse zu prüfen und festzustellen, ob Buchführung und Bilanzierung den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Dabei bewertet er, ob die vorgelegten Zahlen ein wahres und faires Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens vermitteln. Nach Abschluss dieser Überprüfung erstellt er einen Prüfungsbericht und erteilt einen Bestätigungsvermerk, der über die Ordnungsmäßigkeit der Unterlagen Auskunft gibt.
Neben der klassischen Abschlussprüfung übernehmen Wirtschaftsprüfer eine Vielzahl weiterer Funktionen. Sie führen Sonderprüfungen durch, beispielsweise bei Unternehmensgründungen, Fusionen oder Umwandlungen, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit und rechtliche Korrektheit solcher Prozesse zu bewerten. Auch im Rahmen von Börsengängen oder Kapitalerhöhungen leisten sie einen wichtigen Beitrag, indem sie für Transparenz und Glaubwürdigkeit gegenüber Investoren, Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit sorgen.
Ein weiteres bedeutendes Tätigkeitsfeld ist die betriebswirtschaftliche und steuerliche Beratung. Hier helfen Wirtschaftsprüfer ihren Mandanten bei der Optimierung von Organisationsstrukturen, der Entwicklung effizienter Steuerkonzepte und der Einführung von internen Kontroll- und Risikomanagementsystemen. Zudem unterstützen sie bei der Unternehmensbewertung, etwa bei Kauf- oder Verkaufsverhandlungen, und liefern dadurch eine fundierte Grundlage für strategische Entscheidungen.
Auch im Bereich der forensischen Prüfung leisten Wirtschaftsprüfer wertvolle Arbeit. Mit spezialisierten Analysemethoden können sie Unregelmäßigkeiten, Betrug oder Korruption aufdecken und Unternehmen dabei helfen, Schwachstellen in ihren Abläufen zu identifizieren. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen tragen sie dazu bei, wirtschaftskriminelle Handlungen zu verhindern und die Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens zu sichern.
Darüber hinaus werden sie häufig als Sachverständige, Gutachter oder Treuhänder eingesetzt. In diesen Funktionen erstellen sie unabhängige Expertisen für Gerichte, Banken, Investoren oder Behörden. Ihre unparteiische Beurteilung und fachliche Präzision machen sie zu wichtigen Entscheidungsträgern in rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen.
Nicht jedes Unternehmen ist verpflichtet, sich einer gesetzlichen Prüfung zu unterziehen.
Eine Prüfungspflicht besteht nur, wenn mindestens zwei der folgenden Schwellenwerte überschritten werden:
- eine Bilanzsumme von über 4.840.000 Euro,
- ein Umsatz von mehr als 9.680.000 Euro,
- oder eine Belegschaft von über 50 Beschäftigten.
Unternehmen, die diese Grenzen überschreiten, müssen ihren Jahresabschluss regelmäßig durch einen Wirtschaftsprüfer kontrollieren lassen, um die Zuverlässigkeit und Rechtmäßigkeit ihrer Finanzberichte zu gewährleisten.
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers verlangt ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Integrität und Fachkompetenz. Er vereint wirtschaftliches, juristisches und analytisches Wissen und spielt eine unverzichtbare Rolle für das Vertrauen in die Finanzwelt. Durch seine Prüfungs-, Beratungs- und Gutachtertätigkeit trägt der Wirtschaftsprüfer wesentlich zur Stabilität, Transparenz und Glaubwürdigkeit der Wirtschaft bei – im Interesse von Unternehmen, Investoren und der Gesellschaft insgesamt.